LHI meldet für Technologiepark Köln Insolvenz an – Tausende Anleger erleiden hohe Verluste

19.05.2015 307 Mal gelesen
Obwohl die LHI Leasing GmbH in der Branche als solides Emissionshaus mit glücklichem Händchen gilt, musste sie bei ihrem Technologiepark Köln Fonds aufgeben. Der Grund: die Problematik der Schweizer Franken und ihre Entkoppelung vom Euro.

Obwohl die LHI Leasing GmbH in der Branche als solides Emissionshaus mit glücklichem Händchen gilt, musste sie bei ihrem Technologiepark Köln Fonds aufgeben. Der Grund: die Problematik der Schweizer Franken und ihre Entkoppelung vom Euro.

 Der 240-Millionen-Euro-Fonds hatte 155 Millionen € Fremdkapital zur Finanzierung des Technologieparks aufgenommen, davon 75 Millionen in Schweizer Franken. Durch die Entkoppelung des Franken vom Euro [Link zu Blogartikel] Anfang des Jahres stieg auch die effektiv in Euro zu tilgende Schuldsumme und machte sämtliche Hoffnungen auf einen langjährigen Währungsvorteil zunichte. 35 Millionen € mehr sind nun zurückzuzahlen.

Schon vorher hatte es Probleme mit dieser Finanzierung durch Fremdwährung gegeben, da das Bankenkonsortium von seinem Recht Gebrauch gemacht hatte, höhere Sicherheiten zu verlangen, da die im Kreditvertrag verankerten Beleihungsgrenzen überschritten wurden. Schließlich verweigerten die Mehrheitsgesellschafter im Fonds - der SHB Altersvorsorgefonds - ihre Zustimmung zu einem Finanzierungskonzept und so blieb nur noch der Gang zum Insolvenzgericht.

Der Technologiepark Köln besteht aus sieben Immobilien und ist mit mehr als 300 Unternehmen und über 6000 Mitarbeitern einer der größten multifunktionalen Unternehmensstandorte der Region. Von 255.000 m² Nutzfläche befanden sich Ende 2013 nur 61.900 m² im Leerstand.

Die LHI Leasing GmbH aus Pullach konnte seit ihrer Gründung im 1973 rund 3,2 Milliarden € Eigenkapital bei etwa 24.000 privaten und institutionellen Investoren sammeln. 51 % der Gesellschafteranteile hält der Konzern Landesbank Baden-Württemberg und 40 % der Konzern Norddeutsche Landesbank.

Durch die Nachbesicherung seines Fonds musste LHI Liquidität abschmelzen und konnte die Anleger und stillen Teilhaber nicht mit Ausschüttungen und Gewinnen bedenken. Insgesamt waren am 30. April 2014 insgesamt 19,84 Millionen € an die Bank verpfändet.

Nun muss der Insolvenzverwalter prüfen, ob ein Zwangsverkauf der Immobilie erforderlich ist.

Mit diesen Problemen durch die Entkoppelung des Frankens steht LHI nicht alleine dar. Rund 60 weitere geschlossene Immobilienfonds haben zumindest auch teilweise über Franken Darlehen finanziert. Das Kreditvolumen in Schweizer Franken der Jahre 2004 bis 2006 dürfte sich auf etwa 1,3 Milliarden Euro belaufen, schätzt André Fischer, Sprecher des Berliner Analysehauses Scope Ratings.

In diesem Fall kommt ein weiteres ungünstiges Detail hinzu: Mit den SHB Fonds als Mehrheitsgesellschafter hat es die LHI derzeit nicht gut getroffen. So gab der SHB-Fonds gerade erst bekannt, dass eine Sanierung anstehe, nun trifft ihn die Insolvenz des Technologieparks. Welche Konsequenzen diese Entwicklung haben wird, bleibt noch ungewiss und das ist vor allem für die fast 40.000 SHB-Anleger eine schlechte Nachricht. Sie sind nämlich weiterhin verpflichtet, die monatlichen Raten zu zahlen und dass, obwohl diese Entwicklung ein weiterer tiefer Kratzer im ohnehin problematischen Image der SHB ist.

 Was bleibt als Fazit für den Anleger?

 Tausende Anleger stehen nunmehr vor einem Scherbenhaufen. Es drohen hohe Kapitalverluste. Häufig zeigt sich allerdings, dass die Anleger vor Zeichnung der Beteiligung von ihrem Anlageberater unzureichend auf die Risiken und Besonderheiten des Fonds aufmerksam gemacht wurden. Bankberater haben zudem häufig ihre Pflicht zur Offenlegung der erhaltenen Vertriebsprovisionen verletzt. Als Spezialkanzlei mit insgesamt 7 Fachanwälten für Bank- und Kapitalmarktrecht stehen wir betroffenen Anlegern für eine rechtliche Überprüfung der damaligen Anlageberatung gerne zu Verfügung.