EU-Studie: Illegaler Musikdownload schadet dem digitalen Musikabsatz nicht

Internet, IT und Telekommunikation
06.04.2013316 Mal gelesen
Laut einer aktuellen Studie des „Institute for Prospect Technological Studies“ (IPTS) wird der Absatz digitaler Musik durch illegale Musikdownloads nicht negativ beeinflusst.

Dazu hat das zum Wissenschaftsdienst der EU-Kommission gehörende Institut mittels Clickstream-Daten [(Video-)Aufzeichnungen der Aktionen des Computerbenutzers] das Browsingverhalten von mehr als 16.000 Personen aus Europa aufgezeichnet und statistisch ausgewertet. Die Statistik lasse darauf schließen, dass Verbraucher illegale Musikdownloads nicht als Ersatz zum legalen Musikerwerb sehen. Es sei sogar ein marginal positiver Effekt auf die Anzahl der Klicks auf legalen Musikshops zu sehen, wenn Internetnutzer häufig sogenannte Online-Piraterie-Seiten besuchen. So sei zu erkennen dass Internetnutzer, die 10% mehr illegale Seiten besuchen, auch um 0,2% häufiger in legalen Musikshops zu finden sind. Anhand von Stichproben wurde außerdem festgestellt, dass der Großteil der Nutzer die "geklaute" Musik auch dann nicht legal gekauft hätte, wenn sie keinen Zugang zu den illegalen Musikdownload-Seiten gehabt hätten.

Des Weiteren ist von einer Kannibalisierung der digitalen Musikverkäufe durch Streaming-Dienste laut der Wissenschaftler nicht auszugehen. So würden legale Online-Musikshops nicht von Streaming-Diensten (wie beispielsweise Spotify) verdrängt. Vielmehr sei zu erkennen, dass 10% mehr Klicks musikinteressierter Nutzer auf Streaming-Diensten auch zu 0,7% mehr Klicks auf legalen Download-Angeboten führe.

Einschränkend weisen die Forscher jedoch darauf hin, dass externe Faktoren in der Studie nicht berücksichtigt wurden und somit die festgestellten Ergebnisse beeinträchtigen könnten. Auch wird betont, dass die Analyse sich nur auf den digitalen Musikabsatzmarkt beschränkt und der Verkauf physischer Datenträger keine Berücksichtigung fand.

Eine politische Empfehlung wollen die Wissenschaftler aus ihren Ergebnissen nicht ableiten. Sie raten jedoch der Musikindustrie dazu, die illegalen Musikdownloads im digitalen Zeitalter als Problem nicht überzubewerten.

Bezeichnend ist insofern auch, dass der Umsatz der Musikindustrie insbesondere dank des Verkaufs digitaler Musik im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit 1999 wieder ein Wachstum aufwies.

 

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