Apps geben Nutzerdaten an Dritte weiter

Internet, IT und Telekommunikation
01.06.2012421 Mal gelesen
Viele Apps von Radios, Sendern und Verlagen geben bedenkliche Nutzerdaten an Dritte weiter – darunter auch Apps von den öffentlich-rechtlichen. Das Medienmagazin ZAPP des NDR hat 100 iPhone- und iPad-Apps von unabhängigen Experten testen lassen. Das Ergebnis zeigt: Datenschutz lässt hier stark zu wünschen übrig.

Seriennummer gelangt an Dritte

In den meisten Fällen gelangt die individuelle Seriennummer des genutzten Gerätes, die "UDID" in die Hände der App-Hersteller. Die UDID hat einen Personenbezug und ist somit eindeutiger Identifikatior eines Nutzers. Diese empfindliche Information darf nicht an Dritte weitergegeben werden.  Die Radio-Apps von NDR, WDR und BR übermitteln die UDID an den Hersteller Tobit. Die Radio-App vom Saarländischen Rundfunk übermittelt die Daten sogar an Facebook. Inwiefern Facebook mit diesen Apps in Verbindung steht, ist noch unklar. Jedenfalls kann das soziale Netzwerk dadurch noch mehr über den Nutzer erfahren und ein umfangreicheres Profil erstellen.

 

Alle vier Sender gaben ZAPP an, dass Daten erhoben wurden, jedoch handle es sich dabei um eine Geräterkennung. Auch wenn keine persönlichen Daten ermittelt wurden, sei eine technische Überarbeitung der Radio-Apps notwendig. Der Saarländische Rundfunk hat nach Kenntnisnahme die Daten-Übermittlung an Facebook gekappt.

 

Private Sender: Profit durch Daten

Geben die Mediathek-App (ZDF) oder die Tagesschau-App (Das Erste) keine Daten weiter, ist dies bei den privaten Sendern sehr verbreitet: Hier sind Daten eine wahre Goldgrube. Je mehr Daten erhoben werden können, desto passender zugeschnittene Werbung kann geschaltet werden. Der IT-Anwalt Ulrich Baumgartner, erklärte ZAPP: "Die Werbeunternehmen müssen wissen, wo Sie sind im Internet, wer Sie sind, welche Vorlieben Sie haben, welche Interessen Sie haben, um Ihnen dann gezielt personalisierte Werbung zeigen zu können und das ist letztlich das Geschäftsmodell dahinter".

Eine RTL-App übermittelt Daten an ein Tochterunternehmen von Google, die Zeit-App überträgt neben UDID noch den Damen des Gerätes (oftmals voller Name des Besitzers) und der Apple Store ist der Marktplatz dafür.

 

Apple Store: US-amerikanische Standards

"Apple zum Beispiel sagt auch, dass bestimmte Verhaltensweisen nicht zulässig sind und an Software eigentlich nicht mehr über ihren App-Store vertrieben werden dürfte", sagt der freie IT-Journalist Falk Lüke, "nur ist das halt nicht unbedingt nach deutschem Standard, sondern eher nach US-amerikanischen Standard, das heißt es ist eher wachsweich, soweit es um Datenschutz geht".

Der Nutzer hat oftmals keine Ahnung davon, dass seine Daten an Dritte weiter gegeben werden, er wird nicht nach seiner Zustimmung gefragt.

 

Die ZAPP App-Datenbank

In der Tabelle haben die ZAPP-Journalisten Ajmone Kuqi, Sebastian Mondial und Stephanie Zeitz die untersuchten Apps zusammengetragen.

Es gibt vier Klassifikationen nach einem Ampel-System: Die App konnte nicht ausgewertet werden (grau), die App überträgt keine Daten (grün), die App überträgt Merkmale, die bestimmte Verbindungen zum Nutzer zulassen können (gelb) und die App überträgt mehrere und/oder eindeutige einmalige Merkmale (rot).

 

Während sich z.B. die App-Nutzer des Bremer Radios, von Das Ding, dem Spiegel, sämtlichen hr Programmen, der Kölnischen Rundschau oder dem Kicker auf der grünen Seite befinden, sieht es bei App-Nutzern der Bild, der BVB-App, CHIP, Clipfish, dem c't Magazin, RTL, ProSieben, TV Spielfilm, die Welt, die Zeit, der Tagesspiegel, der Süddeutschen und dem Handelsblatt rot aus. Der mangelnde Datenschutz dieser größtenteils "seriösen" Medien wirkt erschreckend.  Interessanterweise befindet sich demgegenüber die Facebook-App ebenfalls im grünen Bereich.

 

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