Rechtswörterbuch

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Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen

 Normen 

VOB/A

VOB/B

VOB/C

§ 310 BGB

 Information 

1. Allgemein

Bei der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) handelt es sich um feststehende Allgemeine Geschäftsbedingungen, die als Alternative zu dem Bauvertragsrecht des BGB aufgestellt wurden.

Hinweis:

Die vormalige Bezeichnung der VOB lautete "Verdingungsordnung für Bauleistungen".

Die VOB bestehen aus den Teilen A, B und C:

  • Die VOB/A regeln die Vergabe von Bauaufträgen durch öffentliche Bauträger bis zum Abschluss des Bauvertrages.

  • Die VOB/B regeln die Vertragsbestandteile für die Ausführung von Bauleistungen nach dem Vertragsschluss. Bei der Vereinbarung wird daher ein Bauvertrag VOB/B geschlossen.

  • Teil C beinhaltet die allgemeinen technischen Vorschriften für Bauleistungen.

2. Einbeziehung in den Bauvertrag

Die VOB sind nur wirksam, wenn sie Vertragsbestandteil geworden sind. Da es sich bei den VOB/B um Allgemeine Geschäftsbedingungen handelt, sind die VOB/B nach den allgemeinen Grundsätzen der Einbeziehung von Allgemeinen Geschäftsbedingungen in Verträgen zu behandeln.

3. Inhaltskontrolle

Grundsätzlich unterliegen Vertragsklauseln dem Recht der Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Jedoch sind die VOB wie folgt privilegiert: Gemäß § 310 Abs. 1 S. 3 BGB finden § 307 Abs. 1 und 2 BGB sowie § 308 Nr. 1a und 1b BGB auf Verträge, in die die VOB/B in der jeweils zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses geltenden Fassung ohne inhaltliche Abweichungen insgesamt einbezogen ist und die gegenüber einem Unternehmer, einer juristischen Person des öffentlichen Rechts oder einem öffentlich-rechtlichen Sondervermögen verwendet werden, in Bezug auf eine Inhaltskontrolle einzelner Bestimmungen keine Anwendung.

Beachte daher:

Das Recht der Allgemeinen Geschäftsbedingungen ist nur dann unanwendbar, wenn die VOB/B als Ganzes vereinbart wird. Bereits bei einer geringfügigen inhaltlichen Abweichung ist eine Inhaltskontrolle nach dem Recht der Allgemeinen Geschäftsbedingungen zulässig (BGH 22.01.2004 - VII ZR 419/02).

Noch nicht höchstrichterlich durch den BGH ist geklärt, ob als Abweichungen auch anzusehen sind die in der VOB/B selbst geregelten Möglichkeiten zur Vereinbarung eines anderen Inhalts:

Beispiel:

§ 12 VOB/B: Die Abnahme der Leistung ist binnen 12 Werktagen durchzuführen; eine andere Frist kann vereinbart werden.

Die Rechtsprechung der Oberlandesgerichte ist insofern uneinheitlich.

Daneben ist zu beachten, dass auch gegenüber einem Verbraucher die Privilegierung nicht gilt.

 Siehe auch 

Allgemeine Geschäftsbedingungen - Inhaltskontrolle

Bauvertrag BGB

Bauvertrag VOB/B

Bauvertrag - Pauschalvergütung

Bauvertrag - Einheitspreis

Vergabe öffentlicher Aufträge

BGH 15.12.2009 - XI ZR 107/08 (Erstrecken einer Bürgschaft für Werklohnforderungen aus einem Bauvertrag auf spätere Auftragserweiterungen)

BGH 23.09.2004 - VII ZR 173/03 (fälliger Werklohnanspruch ohne fällige Schlussrechnung)

BGH 22.01.2004 - VII ZR 419/02 (Inhaltskontrolle auch bei geringfügigen Abweichungen von der VOB/B)

Genschow: Einbehalte des Auftraggebers und die Pflicht zur Übersendung der Abrechnung gemäß § 8 Nr. 3 Abs. 4 VOB/B; Baurecht - BauR 2001, 323

Kapellmann: Die Notwendigkeit einer prognostischen Auslegung der VOB/B; Neue Juristische Wochenschrift - NJW 2008, 257

Kuffer/Wirth: Handbuch des Fachanwalts Bau- und Architektenrecht; 5. Auflage 2017

Roquette/Viering/Leupertz: Handbuch Bauzeit; 4. Auflage 2020

Tetzlaff: Wesentliche und unwesentliche Positionen in einem Leistungsverzeichnis. § 16 Abs. 1 Nr. 1 VOB/A 2009 - ein Versuch; Zeitschrift für das Vergaberecht - VergabeR 2011, 178

Vygen/Joussen: Bauvertragsrecht nach VOB und BGB; 6. Auflage 2020

Wittler/Kupczyk: Die Entwicklung des privaten Baurechts (BGB und VOB/B) seit Juni 2016; Neue Juristische Wochenschrift - NJW 2017, 24