Ein Paar steckt in hilflosen Vorwürfen fest. Sie suchen sich wechselseitig Stabilität in Du-Aussagen. Der/die Andere schafft die Ursachen für den eingetretenen Streit. Immer stärker, ja verzweifelter werden die Vorwürfe, unversöhnlich das Gespräch.
Voraussetzung für eine Mediation ist die Bereitschaft einen Mediator gemeinsam zu beauftragen. Eine Eskalationsstufe, die ein Zuhören, ein Einigen noch ermöglicht, sollte bestehen oder erreicht werden können.
Eskalation kann, quasi, die Eskalationsspirale, von Wirkung zu Ursache, rückwärts schreitend, aufgelöst werden.
Die Energie für diesen Prozess, also diese persönliche Entwicklung lässt sich in einer geänderten Sichtweise finden.
Die bisherige Strategie war ja wohl nicht hilfreich. Also weiter so, oder ???
Die Verstärkung der Vorwürfe bis hin zur Trennung, zur verbalen Vernichtung verstetigen und verstärken nur den Streit, helfen nicht.
Die Partner haben sich so gemocht, dass sie in Beziehung gingen, Kinder kamen. Jetzt hat sich das liebevolle Verständnis für den Anderen aus dem Staube gemacht, ist der Angst vor dem nächsten Vorwurf gewichen.
Vielleicht hilft es in einem ersten Schritt zu sehen, dass der Vorwurf im Kontakt nach Aussen, einer Bedrohung im Innen entspricht und dies bei beiden Partnern in entsprechender Weise. Zu sehen, wie auch der Partner sich bedroht fühlt, kann schon der Schritt sein, seinen Beitrag in der Beziehung so zu verändern, dass sich die Beziehung als solche verändert, verbessert.
Streiten kann das Paar ja schon.
Eine Änderung des eigenen Verhaltens des eigenen Beitrages gibt Handlungsmacht zurück und kann hilfreich sein. Der Partner wird darauf reagieren.
Der Schritt zurück, zum vielleicht auch heimlich wertschätzenden Verständnis des Verhaltens des Anderen, fällt zwar schwer, ist aber notwendig, um die Beziehung soweit zu klären, das eine Organisation der Trennung sinnvoll möglich wird.
Unser Beziehungsverhalten wurde durch das Beziehungsverhalten unserer Eltern untereinander und uns Kindern gegenüber, geprägt.
Ein Genogramm ist u.a. eine bildliche Darstellung, der eine Familie über 3 Generationen hinweg prägenden Beziehungsstrukturen und Familienthemen.
Wenn die Partner aus ihren Genogramm erkennen, wie sehr ihr derzeitiger Konflikt, ihr Streitverhalten von den früheren Generationen mit geprägt wurde, sie oft dortige Verhaltensweisen nacherleben, können sie mitunter Vorwürfe anders einordnen und im gemeinsamen Verständnis der Vergangenheit, neue Wege hin zu Ihrer Lösung finden, auch, um die gemeinsamen Kinder von ähnlichen Wiederholungen möglichst zu entlasten.
Ich bin in Genogrammarbeit ausgebildet. Die Ergebnisse können in der Mediation hilfreich einbezogen werden.
Nur durch ein Beschreiten neuer Wege entsteht neue Erfahrung.
Und es bleibt Ihnen natürlich unbenommen, die bisherigen Erfahrungen immer wieder zu wiederholen.
Erich Kager