Die Betriebsprüfung kommt............... sicher auch zu ihnen!

Steuern und Steuerstrafrecht
30.10.20072040 Mal gelesen

Neue Methoden der Betriebsprüfung

Artikel für die Zeitschrift Recht und Steuern für die Ausgabe-Dortmund in 6/06


Die Staatskasse ist leer. Nicht nur kräftige Steuererhöhungen sondern auch neue Methoden in der Betriebsprüfung sollen die Einnahmen der Finanzämter erhöhen.

Wer eine ordentliche Geschäftsführung und eine ordnungsgemäße Buchführung hat, muss sich bei einer Betriebsprüfung keine Sorgen machen, sollte man glauben. Leider sieht die Praxis anders aus. Dem Betriebsprüfer kommt es nämlich am ehesten auf ein möglichst hohes "Mehrergebnis "an.

Da inzwischen die Korrektur von Buchungsfehlern und falscher Einschätzung der Besteuerungsgrundlagen nicht mehr ausreicht, um die gewünschten Steuereinnahmen zu erzielen, versuchen die Finanzbehörden im Wege der Zuschätzung Mehreinnahmen herbeizuführen.

Die dafür angewandten Methoden kommen aus der Statistik und heißen: Zeitreihenvergleich, Benfords Gesetz, und Chi- Quadrat-Test. I.
Gerade in der Gastronomie und im Bereich des Internethandels werden diese Methoden häufig benutzt.

Beim Zeitreihenvergleich werden Rohgewinnaufschlagssätze ( Spanne zwischen Umsatz und Material-/Wareneinsatz) der Handelswaren oder verkauften Speisen und Getränke ermittelt. Für den Zeitraum eines Jahres werden daneben die Kasseneinnahmen und der Wareneinkauf erfasst und zugeordnet. Ergeben sich dann innerhalb des Jahres Schwankungen oder weicht die Höhe von einem errechneten Jahresmittel wird ab, bewertet die Betriebsprüfung an dies als Indiz für Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung. Dabei werden branchenspezifische Daten zum Vergleich herangezogen.
Die Ergebnisse gehen zwar häufig an der betrieblichen Realität vorbei, werden jedoch in der Regel von den Finanzgerichten anerkannt.

Das Benfordsche Gesetz ist ein weiteres statistisches Verfahren. Es geht davon aus, das in jedem Zahlenwerk, niedrige Zahlen mit einer größeren Häufigkeit bei der ersten Ziffer einer Zahl vorkommen als andere. Wenn dann die Häufigkeitsverteilung von Benfords Gesetz abweicht, wird die Betriebsprüfung Unstimmigkeiten in der Buchhaltung annehmen. Diese Annahme allein wird keine Zuschätzung auslösen, sie wird aber in jedem Falle weitere Überprüfungen zur Folge haben. Zu der zu der Anwendung von Benfords Gesetz hat sich der Bundesfinanzhof noch nicht geäußert, dies hindert jedoch die Finanzbehörden nicht, diese Überprüfungsmöglichkeit anzuwenden.

Auch der Chi-Quadrat-Test ist ein statistisches Verfahren, bei dem man auf die letzte Zahl vor dem Komma abstellt. Dabei wird unterstellt, dass jede Zahl von 0 bis 9 gleichmäßig auftritt. Ferner wird davon ausgegangen, das jeder Mensch bestimmte Lieblingszahlen hat. Tritt dann eine Differenz in der Häufigkeitsverteilung auf, geht man von den Lieblingszahlen des Geprüften aus und nimmt an, dass die Eintragungen in der Buchhaltung frei erfunden sind.

Nur Steuerpflichtige die sich an alle formellen und sachlichen Voraussetzung einer Buchhaltung halten, können eine Zuschätzung umgehen. Was aber ist eine formelle und sachlich ordnungsgemäße Buchhaltung? Zu diesen Details, gerade im Vorfeld oder auch im Zuge einer Betriebsprüfung sollten Sie einen Rechtsanwalt oder Steuerberater befragen.