Der Fall BenQ – ein „System Siemens“?

Arbeit Betrieb
13.10.20061882 Mal gelesen

Am 11. Oktober 2006 wurde bekannt, dass bei BenQ ein massiver Stellenabbau bevorsteht. Vom Jobverlust sind insbesondere Mitarbeiter der Verwaltung in München betroffen, wobei der Insolvenzverwalter eine Zahl von 1.000 Mitarbeitern als "nicht ganz unrealistisch" bezeichnete. 

Zwar will die Siemens AG über die neu geschaffene Jobbörse diese Mitarbeiter rasch auf freie Stellen vermitteln, doch haben nach Einschätzung des Gesamtbetriebsratschefs BenQ-Mitarbeiter kaum eine reale Chance auf einen Job im Siemenskonzern. Er fordert daher, dass Siemens darüber hinaus in der Verantwortung steht und sich dieser stellen muss. Wie dies ausschauen könnte, wird sich zeigen. 

Für einen Mitarbeiter, der über die Jobbörse eine (neue) Tätigkeit im Siemenskonzern findet, ist verschiedenes zu beachten. So ist beispielsweise der angebotene (neue) Arbeitsvertrag genau zu prüfen und dort insbesondere auf die Frage der Dauer der Betriebszugehörigkeit und hierdurch erworbener Rechte zu achten. 

Nach Einschätzung des Gesamtbetriebratschefs wird sich aber ein Großteil der Mitarbeiter mit dem Ende des Arbeitsverhältnisses bei BenQ abfinden müssen. Hier stellt sich die Frage nach der Höhe der Abfindung. Diese sind grundsätzlich frei aushandelbar und können - so bei Schließung des AEG-Werkes in Nürnberg - weit mehr als einen Monatsverdienst pro Beschäftigungsjahr betragen. Bei einem insolventen Betrieb ist jedoch das Volumen der Abfindungssumme auf das zweieinhalbfache begrenzt, was bedeutet, dass Mitarbeiter nur einen Bruchteil des Geldes erhalten, welches sie bei Siemens bekommen hätten.

Aktuell ist angekündigt worden, dass Mitarbeiter, deren Stellen wegfallen, in einer Beschäftigungs- und Transfergesellschaft untergebracht und dort fortgebildet werden sollen. Die Frage der Kosten und Finanzierung - und somit der Realisierung - stellt sich. Für Härtefälle soll es einen Sonderfond geben.

Der Fall BenQ erinnert an andere Siemenstöchter, beispielhaft die FEAK GmbH in Nürnberg, die zunächst ausgegliedert und jetzt Insolvent ist. Und dieses Vorgehen geht weiter: am 1. Oktober 2006 hat die Siemens AG weitere Firmenteile ausgegliedert und die Arbeitsverhältnisse der Mitarbeiter auf zwei GmbHs übertragen.