Resch Rechtsanwälte: DIG / ArgoVent Berlin - Wo sind die Anlegergelder geblieben?

Resch Rechtsanwälte: DIG / ArgoVent Berlin - Wo sind die Anlegergelder geblieben?
05.11.20121556 Mal gelesen
Nur 10% der Anlegergelder wurden in Beteiligungen investiert, Anleger sind nicht durch Fondsimmobilien abgesichert. Wurde das Geld im Kulturprojekt Kühlhaus am Gleisdreieck versenkt?

Die ArgoVent bietet Anlegern die Möglichkeit, sich an verschiedenen Fondsgesellschaften als Gesellschafter bürgerlichen Rechts zu beteiligen. Die Geschäfte der Fondsgesellschaften werden von Klaus-Peter Wehner geführt, der gleichzeitig auch Treuhänder für ein Einlagensammelkonto bei der Aarealbank AG ist.

In Verkaufsunterlagen wird dargestellt, dass sich die Fondsgesellschaften wiederum an Objektgesellschaften beteiligen werden und nach der Investition die Immobilien dieser Objektgesellschaften als Sicherheiten den Anlegern zur Verfügung stehen.

Konzeptionsgemäß wird bei dem Vertrieb der Beteiligungen den potentiellen Anlegern geraten, bestehende Lebensversicherungen zu kündigen und die Rückkaufswerte in die Beteiligung an der DIG Premium Select bR zu investieren. Hierzu werden der FI Factura Invest GmbH, die von Anca-Beatrice Wehner als Geschäftsführerin geleitet wird, Vollmachten zur Kündigung und Abwicklung erteilt.

In Mittelverwendungsnachweisen der Fondsgesellschaft DIG Premium Select bR für die Jahre 2006 bis 2010 werden Beteiligungen an den Objektgesellschaften Oranienstraße 19 GbR (12%), Bergmannstraße 91 GbR II (3%), Wilhelminenhofstraße  65 GbR (20%), Zehdenicker Straße 25 GbR (8%) sowie Kühlhaus am Gleisdreieck Berlin GmbH & Co. KG (8%) ausgewiesen. Ausweislich der Mittelverwendungsnachweise waren bis Ende 2010 in die DIG Premium Select bR € 4.498.208,62 eingezahlt worden. € 468.800,00 sind nach den Angaben in die Beteiligungen an den Objektgesellschaften geflossen, wobei der Wert dieser Beteiligungen Ende 2010 schon € 2.115.000,00 betragen haben soll. Bei dieser enormen Qualität der Investitionen ist nur bedauerlich, dass lediglich knapp mehr als ein 1/10 der eingezahlten Gelder zweckgemäß investiert worden ist.

Zweifel an der tatsächlichen Wertsteigerung der Investitionen entstehen jedoch, wenn man sich die Eigentumsverhältnisse an den Objektgesellschaften ansieht. So wurden die Anleger der DIG Premium Select GbR Ende 2006 angeschrieben und dazu befragt welche Anteile an Objektgesellschaften die Fondsgesellschaft erwerben solle. Drei Objekte, unter denen sich auch die Oranienstraße 19 GbR befand standen zur Auswahl. Gemäß einem Schreiben der Geschäftsführung der Fondsgesellschaft, der ArgoVent Gesellschaft für Investitionsentwicklungen mbH, hatten sich die Anleger mehrheitlich zum Erwerb des Objekts Oranienstraße 19 entschieden.

Als Eigentümer sind in das Grundbuch die Argovent GmbH & Co. KG, die ArgoMax Gesellschaft für Investitionsthesaurierung mbH und die macs more Aktiengesellschaft als Gesellschaft bürgerlichen Rechts eingetragen worden. Eine Absicherung der DIG Premium Select GbR durch Eintragung von Grundschulden erfolgte entgegen der Prospektaussagen nicht und war wohl auch nicht beabsichtigt. Vielmehr wurden Grundschulden zugunsten der ArgoMax Gesellschaft für Investitionsthesaurierung mbh in Höhe von € 700.000,00 eingetragen, die mit der DIG Premium Select GbR in keiner Verbindung steht.

Interessant ist auch die Beteiligung an der Kühlhaus am Gleisdreieck Berlin GmbH & Co. KG. An dieser Gesellschaft ist die macs more Aktiengesellschaft mit 28% beteiligt. Eigentümer sind die Kühlhaus am Gleisdreieck Berlin GmbH & Co. KG, die Forum Stadthaus Grundstücksgesellschaft mbH und die ArgoVent Gesellschaft für Investitionsentwicklungen mbH, die beide 100%ige Tochtergesellschaftender macs more AG sind.

Auch bei diesem Objekt in der Luckenwalder Straße 3 erfolgte Absicherung der DIG Premium Select GbR durch Eintragung von Grundschulden. Grundschulden sind allerdings für die ArgoMax Gesellschaft für Investitionsthesaurierung mbH in Höhe von € 2.400.000,00 und die Kühlhaus am Gleisdreieck Berlin GmbH & Co. KG in Höhe von € 850.000,00 eingetragen worden.

Bei dem Objekt in der Luckenwalder Straße handelt es sich um ein altes Kühlhaus, das im Jahr 1900 erbaut worden war und seit Jahrzehnten leer stand.

Auf der Homepage der Kühlhaus Berlin Veranstaltungs GmbH wird in diesem Zusammenhang erläutert:

"Über mehrere Jahre befand sich das Kühlhaus Berlin als Leerstand im Firmenbesitz der Kühlhaus am Gleisdreieck Berlin GmbH & Co. KG. Die laufende Umwandlung des historischen Industriedenkmals in einen internationalen Treffpunkt der Künste und Kultur ist frei finanziert von der Fonds gestützten Kommanditgesellschaft Argovent".

In einem Artikel im Kulturteil des Tagesspiegel vom 21.11.2011, weist der Haupteigentümer der Kühlhaus am Gleisdreieck Berlin GmbH & Co. KG, Dieter Siegel darauf hin, bereits fünf Millionen Euro in den Umbau des Objekts gesteckt zu haben, das nach den Angaben der Kühlhaus Berlin Veranstaltungs GmbH"ein Ort sein soll, an dem sich im Dialog von Wirtschaft und Industrie mit Kultur, Kunst und Wissenschaft neue Quellen der Inspiration und neue Perspektiven für die Auseinandersetzung zu aktuellen Fragen unserer Gesellschaft auftun". Von einer Rendite für die Anleger derDIG Premium Select bR ist nicht die Rede.

Auf eine Nachfrage über den Verbleib der ausweislich der Mittelverwendungsnachweise nicht in Fondsbeteiligungen investierten Anlegergelder, hat die ArgoVent Gesellschaft für Investitionsentwicklungen mbH keine plausible Erklärung, sondern behauptet lediglich, die nicht nachgewiesenen Investitionen seien zur Instandhaltung und Pflege der Objekte der Fondsgesellschaften investiert worden, an denen der Fonds, also die DIG Premium Select bR beteiligt ist.

Die DIG Premium Select bR ist zwar nur mit einer Quote von 8% und einer Einlage von € 48.000,00 an der Kühlhaus am Gleisdreieck Berlin GmbH & Co. KG beteiligt, hat aber offenbar ohne Absicherung an der Fondsimmobilie weitere erhebliche Gelder ohne Gegenleistung an diese Gesellschaft weiter gegeben, um so die freie Finanzierung durch die Fonds gestützten Kommanditgesellschaft Argovent darzustellen.

Mit dieser Praxis hat die Geschäftsführung der DIG Premium Select bR, die ArgoVent Gesellschaft für Investitionsentwicklungen GmbH und deren Muttergesellschaft macs more AG des Dieter Siegel, gegen die im Verkaufsprospekt darlegten Investitionskriterien offenbar wissentlich und willentlich verstoßen.

In einem von der Kanzlei Resch Rechtsanwälte gegen die DIG Premium Select bR geführten Rechtsstreit auf Aufhebung der Beteiligung und Zahlung von Schadenersatz hat die Geschäftsführung durch ihren Prozessvertreter erklären lassen, ein Auseinandersetzungsguthaben sei nicht vorhanden. Mit anderen Worten: Das Geld ist weg!

Die Kanzlei Resch Rechtsanwälte prüft sowohl zivilrechtliche als auch strafrechtliche Ansprüche gegen die Initiatoren.