Krypto Gewinne nicht angeben? Steuer Krypto Deutschland erklärt 2024
Kryptowährungen sind längst ein integraler Bestandteil der Finanzwelt und nicht mehr nur ein Randphänomen. Dennoch gab es in Deutschland lange Unsicherheiten hinsichtlich ihrer steuerlichen Behandlung, die sowohl Anleger als auch Rechtsexperten beschäftigten. Mit dem wegweisenden Urteil des Bundesfinanzhofs im Jahr 2023 wurde endlich Licht ins Dunkel gebracht.
Dieser Artikel erklärt die derzeitigen steuerlichen Rahmenbedingungen für den Kryptowährungshandel und bietet hilfreiche Einblicke, wie Anleger sich rechtlich absichern und mögliche Fallstricke umgehen können.
Kryptowährungen richtig versteuern
Lange Zeit herrschte Unsicherheit darüber, wie Kryptowährungen zu versteuern sind, was Anleger, Broker, Gerichte und Behörden gleichermaßen beschäftigte. Im Jahr 2023 hat der Bundesfinanzhof (BFH) schließlich ein höchstrichterliches Urteil gefällt.
Das Urteil vom 14. Februar 2023 (Aktenzeichen IX R 3/22) klärt die Steuerpflicht von Gewinnen aus dem Verkauf verschiedener Kryptowährungen wie Bitcoin, Ether und Monero im Jahr 2017. Der Kläger hatte Gewinne aus dem Handel mit diesen Kryptowährungen erzielt, die gemäß § 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 EStG als private Veräußerungsgeschäfte zu versteuern sind. Das Gericht bestätigte, dass Kryptowährungen als "andere Wirtschaftsgüter" im Sinne dieser Vorschrift gelten und daher die erzielten Gewinne steuerpflichtig sind. Die Revision des Klägers gegen das Urteil des Finanzgerichts Köln wurde abgewiesen.
Das Gericht begründete seine Entscheidung damit, dass Kryptowährungen als "andere Wirtschaftsgüter" anzusehen sind, weil sie im Wirtschaftsverkehr als Zahlungsmittel akzeptiert werden und eine realisierbare Wertsteigerung erfahren können. Kryptowährungen besitzen einen übertragbaren Wert und nehmen durch ihre Marktgängigkeit sowie ihre Funktion als Tausch- und Investitionsmedium eine vergleichbare Rolle wie andere Wirtschaftsgüter ein.
Im Überblick:
Wenn Kryptowährungen innerhalb eines Jahres nach Ankauf verkauft werden, muss der Gewinn versteuert werden, es sei denn, die Gewinne bleiben unter der Freigrenze von 1.000 Euro (bis 2023: 600 Euro). Werden die Kryptowährungen länger als ein Jahr gehalten, sind die Gewinne steuerfrei, solange keine wirtschaftliche Nutzung, wie Verleihen oder Umtauschen, in diesem Zeitraum erfolgt.
Mehr zu diesem Thema finden hier: https://rechtsanwaltkaufmann.de/steuerrecht/kryptowaehrungen-versteuern-so-tricksen-sie-das-finanzamt
Die Schwelle zur Steuerhinterziehung
Die unklare Rechtslage hat dazu geführt, dass viele Anleger und Trader ihre Steuererklärungen falsch oder unvollständig abgegeben haben. Dies kann ernste Folgen haben, da es als Steuerhinterziehung gemäß § 370 der Abgabenordnung (AO) gilt.
Steuerhinterziehung begeht, wer den Finanzbehörden absichtlich falsche oder unvollständige Angaben zu steuerlich relevanten Tatsachen macht oder solche Tatsachen verschweigt, wodurch Steuern verkürzt oder ungerechtfertigte Steuervorteile erlangt werden. Steuerhinterziehung kann mit bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe oder einer Geldstrafe bestraft werden. Auch der Versuch ist strafbar. In schweren Fällen, etwa bei erheblicher Steuerverkürzung, reicht die Strafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe. Das Strafmaß hängt von der Höhe der hinterzogenen Steuern und weiteren Umständen wie erstmaliger Tat oder strafmildernden Faktoren ab.
Gemäß § 153 AO müssen Steuerpflichtige, die feststellen, dass ihre Steuererklärung fehlerhaft ist und dies zu einer Steuerverkürzung führen kann, dies sofort melden und korrigieren. Diese Pflicht gilt auch für Erben des Steuerpflichtigen. Wer dieser Berichtigungspflicht nicht unverzüglich nachkommt, kann wegen Steuerhinterziehung belangt werden.
Bei der Ermittlung nicht versteuerter Kryptogewinne nutzen Finanzbehörden Sammelauskunftsersuchen nach §§ 93, 97, 208 AO, insbesondere wegen der internationalen Lage vieler Krypto-Börsen und der pseudonymen Natur der Blockchain. Die öffentliche Blockchain ermöglicht zwar die Rückverfolgung von Transaktionen, jedoch ist die Identifizierung der Personen oft schwierig. Zur Bekämpfung von Steuerhinterziehung erfordern regulierte Kryptomärkte umfassende Berichtspflichten von Dienstleistern. Anleger und Trader müssen nach Auswertung dieser Daten ihre Gewinne oder Verluste offenlegen, wobei die Zuständigkeit deutscher Behörden auch von Doppelbesteuerungsabkommen abhängt. Die Finanzverwaltung nutzt spezielle Anwendungserlasse zur Berichtigung von Steuererklärungen, um Regelungen gegen Steuerhinterziehung durchzusetzen.
Unsere Tipps zur Versteuerung
In vielen Ländern, einschließlich Deutschland, wird bei der Veräußerung von Kryptowährungen häufig die "FIFO-Methode" (First-In-First-Out) angewendet. Diese Methode geht davon aus, dass die zuerst gekauften Coins auch die ersten sind, die verkauft werden. Dies erleichtert die Berechnung der Steuerschuld, besonders in Bezug auf die Einhaltung der Einjahresfrist für steuerfreie Veräußerungen.
Die Behörden müssen sich auf die Transaktionshistorie in der Wallet und auf die von den Steuerpflichtigen angegebenen Informationen stützen. Ohne klare Aufzeichnungen kann es schwierig sein, nachzuweisen, welche spezifischen Coins verkauft wurden, insbesondere wenn Käufe zu verschiedenen Zeiten getätigt wurden. Daher ist es wichtig, dass Anleger ihre Transaktionen genau dokumentieren, um bei möglichen Steuerprüfungen nachweisen zu können, welche Coins wann verkauft wurden.
Führen Sie akribische Aufzeichnungen aller Transaktionen, einschließlich Kauf- und Verkaufsdaten sowie -preisen und den genutzten Börsen, um die steuerliche Erfassung sicherzustellen. Informieren Sie sich gründlich über die spezifischen steuerlichen Vorschriften in Ihrem Land, da viele Länder Gewinne aus dem Handel mit Kryptowährungen innerhalb eines Jahres besteuern. Nutzen Sie spezialisierte Tools zur Überwachung und Berechnung Ihrer Krypto-Transaktionen für Steuerzwecke. Ziehen Sie einen erfahrenen Steuerberater hinzu, um Fehler zu vermeiden und legale Steuervorteile optimal zu nutzen. Beachten Sie alle steuerlichen Fristen, um Strafzahlungen und Zinsen zu vermeiden. Durch proaktives Handeln und genaue Dokumentation können Sie sich vor unerwarteten steuerlichen Herausforderungen schützen.
Haben Sie Fragen zur Versteuerung von Kryptowährungen?
Falls Sie rechtliche Unterstützung im Bereich der Kryptowährungsbesteuerung benötigen, kann die Kanzlei Kaufmann Ihnen helfen. Unsere Kanzlei bietet Beratung zu steuerlichen Verpflichtungen und zur optimalen Erfüllung dieser Pflichten, unterstützt bei der Dokumentation und Verteidigung gegenüber den Finanzbehörden und bietet Hilfe bei komplexen Fällen wie Steuerhinterziehungsvorwürfen. Kontaktieren Sie unsere Kanzlei für professionelle Rechtsberatung per Mail info@rechtsanwaltkaufmann.de oder telefonisch 04202638370.
Dieser Artikel ist stark vereinfacht und dient lediglich zu Informationszwecken. Eine individuelle Beratung mit einem Rechtsanwalt ist zu empfehlen!
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Quellen zum Thema “Krypto Gewinne nicht angeben”:
- https://fm.baden-wuerttemberg.de/de/steuern/steuern-aktuelle-themen/besteuerung-von-kryptowaehrungen
- https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Pressemitteilungen/Finanzpolitik/2022/05/2022-05-09-einzelfragen-zur-ertragsteuerrechtlichen-behandlung-von-virtuellen-waehrungen-und-von-sonstigen-token.html
- https://www.bundesfinanzhof.de/de/entscheidung/entscheidungen-online/detail/STRE202310057/
- https://www.gesetze-im-internet.de/ao_1977/__370.html