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Bundesgerichtshof
Beschl. v. 26.01.2022, Az.: 6 StR 633/21
Positive Sozialprognose bei der Gefährlichkeitsprognose eines Sachverständigen zur Beurteilung der Möglichkeit einer Strafaussetzung zur Bewährung
Gericht: BGH
Entscheidungsform: Beschluss
Datum: 26.01.2022
Referenz: JurionRS 2022, 11771
Aktenzeichen: 6 StR 633/21
ECLI: ECLI:DE:BGH:2022:260122B6STR633.21.0

Verfahrensgang:

vorgehend:

LG Stendal - 26.10.2021 - AZ: 503 KLs (307 Js 11878/20) - 20/20

Rechtsgrundlage:

§ 56 StGB

Fundstellen:

NStZ-RR 2022, 135

StV 2022, 389

Verfahrensgegenstand:

Sexueller Missbrauch von Kindern

BGH, 26.01.2022 - 6 StR 633/21

Der 6. Strafsenat des Bundesgerichtshofs hat am 26. Januar 2022 beschlossen:

Tenor:

Auf die Revision des Angeklagten wird das Urteil des Landgerichts Stendal vom 26. Oktober 2021 aufgehoben, soweit die Vollstreckung der gegen den Angeklagten verhängten Freiheitsstrafe nicht zur Bewährung ausgesetzt worden ist.

Im Umfang der Aufhebung wird die Sache zu neuer Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten des Rechtsmittels, an eine andere Jugendschutzkammer des Landgerichts zurückverwiesen.

Die weitergehende Revision wird verworfen.

Gründe

1

Das Landgericht hat den Angeklagten wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern unter Einbeziehung einer Geldstrafe aus einem amtsgerichtlichen Urteil zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zehn Monaten verurteilt. Das Rechtsmittel erzielt den aus der Beschlussformel ersichtlichen Erfolg (§ 349 Abs. 4 StPO). Im Übrigen ist es unbegründet im Sinne des § 349 Abs. 2 StPO.

2

Die Erwägungen, mit denen das Landgericht das Vorliegen der Voraussetzungen des § 56 StGB verneint hat, halten rechtlicher Überprüfung nicht stand.

3

Die Strafkammer hat anknüpfend an die "Gefährlichkeitsprognose der Sachverständigen" eine positive "Sozialprognose" im Sinne des § 56 StGB (vgl. hierzu BGH, Urteil vom 4. November 2021 - 6 StR 12/20, Rn. 119; zur Gefährlichkeitsprognose nach § 63 StGB, BGH, Beschluss vom 9. Dezember 2014 - 2 StR 297/14) verneint und dabei zu Ungunsten des Angeklagten ausgeführt, dass aufgrund seiner Persönlichkeitsstörung sowie der ungünstigen sozialen Situation - ungeregelte Lebensführung, keine berufliche Perspektive - eine hohe Wahrscheinlichkeit für die Begehung von Gewaltstraftaten bestehe. Diese Einschätzung wird von den Urteilsgründen nicht getragen. Hinzu kommt, dass wesentliche Umstände, die eine günstige Prognose begründen können, unbeachtet geblieben sind. Denn das Landgericht hat sich nicht damit auseinandergesetzt, dass der Angeklagte erstmals zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden ist (vgl. BGH, Beschluss vom 17. Dezember 1991 - 5 StR 598/91) und dass er sich im Sommer 2021 in dieser Sache mehr als zwei Monate in Haft befunden hat (vgl. Schäfer/Sander/van Gemmeren, Praxis der Strafzumessung, 6. Aufl., Rn. 215).

Sander

König

Tiemann

Fritsche

von Schmettau

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