Euro Grundinvest Fonds: Jahresabschlüsse 2013 sind ein Fiasko – Wo ist das Geld geblieben?

Wirtschaft und Gewerbe
02.11.2016256 Mal gelesen
Seit Ende Oktober 2016 sind die aktualisierten Abschlüsse der Euro Grundinvest Fonds (EGI-Fonds) 12, 15, 17, 18, 20 des Jahres 2013 im Bundesanzeiger veröffentlicht worden. Gleich auf den ersten Blick fällt auf:

Viel Geld scheint bei den Fonds wohl bereits seit 2013 nicht mehr vorhanden gewesen zu sein. Was sind jetzt die Handlungsoptionen der EGI-Fonds-Anleger?

 

Die Jahresabschlüsse von Unternehmen werden im Bundesanzeiger nur in Kurzform veröffentlicht. Was bei den Bilanzen alle EGI-Fonds auffällt, ist, dass es große Bewegungen in den Jahresabschlüssen im Vergleich zum Vorjahr gibt. Diese erheblichen Veränderungen sind nicht aus sich selbst nachvollziehbar. Leider haben die Anleger bis heute diese Jahresabschlüsse und Erläuterungen zum Geschäftsbericht nicht von Fondsgesellschaften unmittelbar erhalten. Warum das Fonds-Management weder die Bilanzen noch die dazu erforderlichen Erklärungen an die Anleger nicht abgibt, bleibt im Unklaren. Bei der aktuell unklaren Lage der Fonds ist nicht verständlich, da gerade jetzt eine hohes Informationsinteresse der Anleger besteht, zu erfahren, wie die Situation in ihrem Fonds aussieht und wie es weitergehen wird. Gute Unternehmenskommunikation mit Investoren sieht nach Ansicht der GÖDDECKE RECHTSANWÄLTE anders aus.

 

EGI-Fonds: Ist Schweigen wirklich Gold? - Aber nicht für die EGI-Fonds-Anleger

 

Was grundsätzlich auffällt, wenn man die Bilanzen der EGI-Fonds aus 2013 ansieht, ist das Datum, das neben der Unterschrift vom Fondsmanager Sven Donhuysen am Ende steht: Es lautet regelmäßig vom Oktober 2014. Schon hier drängt sich die Frage auf, warum diese Jahresabschlüsse erst 2 Jahre später im Bundesanzeiger in einer jetzt aktuellen Fassung vom 25.10.2016 zu finden sind - eine vorherige Fassung datiert laut Angabe im Bundesanzeiger vom 14.10.2016. Was also ist in der Zwischenzeit passiert, dass man mit der Veröffentlichung bis jetzt gewartet hat. Als nächstes stellt sich die Frage, was von diesen Zahlen hat die Führung des Fonds bereits bei den Gesellschafterversammlungen Ende Juli 2016 gewusst und den Anlegern trotz Fragen nach den Jahresabschlüssen nicht gesagt.

 

Bilanzen 2013 sind ein Fiasko

 

Die Frage, wohin das Geld gegangen ist, lässt sich bei jeder Bilanz der vier noch aktiven Fonds stellen. Ein schlaglichtartiger Blick in die im Oktober 2016 veröffentlichen Zahlenwerke lässt - im Telegrammstil formuliert - Folgendes erkennen und damit schon die Problemfelder erahnen:

 
  • EGI-Fonds 15

Was zunächst bei der Bilanz EGI-Fonds 15 auffällt, ist das "Zusammenschrumpfen" der Finanzanlagen von ca. € 9,76 Mio. auf nur € 1,00 und ein nicht durch Vermögenseinlagen gedeckter Betrag von € 3,22 Mio. sowie ein Jahresfehlbetrag von € 10,70. Das Kommanditkapital wird mit € 0,00 ausgewiesen (Vorjahr € 9,88 Mio.)

 
  • EGI-Fonds 17

Auch bei EGI-Fonds 17 ist der Bereich Finanzanlagen gering, denn er wird mit lediglich € 1,00 notiert. Der Jahresfehlbetrag liegt bei € 1,04 Mio. Die Rückstellungen sind in gleicher Höhe gebildet worden.

 
  • EGI-Fonds 18

Die Finanzanlagen des EGI-Fonds 18 werden gleichfalls mit € 1,00 in der Bilanz angesetzt, dagegen beträgt das Guthaben bei Kreditinstituten € 0,5 Mio. Der Jahresfehlbetrag hat das Volumen von € 34,13 Mio. erreicht und das Kapital der Kommanditisten liegt bei € 0,00.

 
  • EGI-Fonds 20

Die im Vorjahr notierten Finanzanlagen betrugen € 2,358 Mio. und sanken in 2013 auf € 1,00. Zu erkennen ist ein nicht durch Vermögenseinlagen gedeckter Verlustanteil in Höhe von € 676.000. Der Blick auf die Passivseite zeigt einen Jahresfehlbetrag von € 2,67 Mio. und ein Kommanditkapital von 0,00 (Vorjahr € 3,119 Mio.).

 

Gute Zahlen für die Euro Grundinvest Holding GmbH & Co. KG (EGI-Holding KG)

 

Geht es den EGI-Fonds in dem Geschäftsjahr 2013 nicht so gut, fällt bei dem Blick der Zahlen, die sich bei der EGI-Holding finden, auf, dass ihr Geschäftsjahr keinen Verlust ausweist.

 

Jahresabschlüsse für die Objektgesellschaften, die in Spanien investierten, sucht man für das Jahr 2013 bei den Veröffentlichungen im Bundesanzeiger vergebens, während für die meisten anderen Objektgesellschaften die Bilanzen für 2013 veröffentlicht wurden. Warum man zu den Verhältnissen in Spanien schweigt, ist nicht verständlich. Auch hier mag man fragen: Was gibt es auf der spanischen Insel Mallorca, wo sich auch Immobilien befinden, zu verschweigen? In den so genannten Objektgesellschaften werden die Immobilien verwaltet, die die Euro-Grundinvest Gruppe entwickelte.

 

Stellungnahme der Kanzlei Göddecke Rechtsanwälte

 

Für den Investor geben diese Zahlen - auch wenn sie nur fragmentarisch dargestellt worden sind - Anlass zur Sorge, denn es findet sich keine plausible Erklärung, warum Verluste entstanden sind. Außerdem liegt vollkommen im Dunklen, wie sich die Zahlen weiter entwickelt haben, denn ein Blick in das auch bereits abgelaufene Jahr 2014 oder sogar 2015 findet sich nicht. All das sind Punkte, um sich als Anleger der EGI-Fonds zu fragen, wie es künftig weiterlaufen soll, vor allem wenn man bedenkt, dass Insolvenzanträge für die zentralen Unternehmen - die so genannten Gründungsgesellschaften - im Oktober 2016 gestellt worden sind (EGI Grundinvest Fonds: Insolvenzanmeldung für EGI-Gründungsgesellschaften [http://www.kapital-rechtinfo.de/kapital-rechtinfo/archiv/texte_e/EGI_Grundinvest_Fonds_Insolvenzanmeldung_fuer_EGI_Gruendungsgesellschaften.shtml?navid=2]).

 

Praxistipp der Kanzlei Göddecke Rechtsanwälte

 

Wer als Anleger auf Nummer sicher gehen will, sollte unbedingt beachten, dass die persönliche Haftung für ihn im Raume stehen kann. (EGI Euro Grundinvest: Anlegerhaftung bis ins Privatvermögen [http://www.rechtinfo.de/rechtstipp/egi-euro-grundinvest-anlegerhaftung-bis-ins-privatvermoegen/]). Wer sich für eine Eliminierung seiner persönlichen Haftung einsetzen will, findet Orientierung in unserem Rundbrief Nr. 4 [http://www.kapital-rechtinfo.de/kapital-rechtinfo/archiv/texte_e/Rundbrief_Nr_4.pdf]).

 

Quelle: eigener Bericht (mit Material des Bundesanzeigers)

 

Hartmut Göddecke

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