Transparente Nachhaltigkeit: Greenwashing erkennen und verhindern

08.11.2024 33 Mal gelesen
Greenwashing Gesetz: Greenwashing erkennen und vermeiden mit der Sustainable Finance Disclosure Regulation und Greenwashing-Vorgaben der ESMA und BaFin.

Ein praktischer Ratgeber für Unternehmen und Finanzdienstleister zur transparenten Nachhaltigkeit: Greenwashing erkennen und verhindern

Mit der wachsenden Nachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten rückt das Thema Greenwashing zunehmend in den Fokus. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Finanzinstitute aufgrund von Greenwashing-Vorwürfen genau unter die Lupe genommen. Fälle wie die Strafen gegen Goldman Sachs und BNY Mellon durch die SEC sowie die Durchsuchungen bei der DWS Group und der Deutschen Bank in Deutschland illustrieren die steigende Bedeutung der Einhaltung von ESG-Standards (Environmental, Social, Governance) und die Notwendigkeit, Transparenz und Glaubwürdigkeit in der Kommunikation über Nachhaltigkeitsstrategien zu gewährleisten.

 

Rechtliche Regelungen gegen Greenwashing

Unter Greenwashing versteht man die Praxis, falsche oder irreführende Behauptungen über die Umweltfreundlichkeit von Produkten, Dienstleistungen oder Geschäftspraktiken eines Unternehmens aufzustellen, um ein umweltbewusstes Image zu erzeugen. Diese Praxis kann nicht nur das Vertrauen der Verbraucher und Investoren erheblich beeinträchtigen, sondern auch rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

In Deutschland wird Greenwashing durch das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWGreguliert, das irreführende Praktiken zum Schutz der Verbraucher verbietet. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFinüberwacht Greenwashing im Finanzsektor und stellt sicher, dass Finanzprodukte ihre Nachhaltigkeitsversprechen erfüllen. Gemäß der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDRmüssen Unternehmen transparente Nachhaltigkeitsinformationen offenlegen. Die BaFin hat eine umfassende Strategie zur Förderung nachhaltiger Finanzen entwickelt, die Maßnahmen zur Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen, zur Überprüfung der Einhaltung dieser Standards und zur Förderung eines einheitlichen Verständnisses von Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen im Finanzsektor umfasst.

 

Methoden zur Vermeidung von Greenwashing in Ihrem Unternehmen

Datenanalyse und Künstliche Intelligenz (KI) gehören zu den effektivsten Methoden zur Aufdeckung von Greenwashing in Unternehmen. Diese Technologien ermöglichen die Prüfung von ESG-Berichten (Environmental, Social, Governance) und Unternehmensangaben, indem sie Diskrepanzen und Ungereimtheiten in Nachhaltigkeitsberichten identifizieren. Beispielsweise kann Ihr Unternehmen durch KI-basierte Systeme signifikante Abweichungen in den gemeldeten CO₂-Emissionen der ESG-Berichte feststellen, was zur Vermeidung von Greenwashing führen könnte, wenn die Berichte vor der Veröffentlichung korrigiert werden.

Regelmäßige unabhängige Audits und die Einhaltung von anerkannten Zertifizierungen wie ISO 14001 tragen ebenfalls zur Überprüfung der Authentizität von Nachhaltigkeitsangaben bei. Ein Beispiel dafür ist die unabhängige Prüfung des Modeherstellers H&M, bei der festgestellt wurde, dass die behauptete Verwendung von recycelten Materialien stark übertrieben war. Diese Untersuchung ergab, dass viele der als „recycelt“ beworbenen Produkte tatsächlich nur einen geringen Anteil an recycelten Materialien enthielten. Solche Irreführungen führten zu erheblichen Reputationsschäden und verdeutlichten die Notwendigkeit grundlegender Änderungen in der Nachhaltigkeitsstrategie von H&M. Unabhängige Audits und Zertifizierungen sind daher unerlässlich, um die ESG-Angaben und -Versprechen eines Unternehmens zu validieren.

Vergleichsstudien, bei denen Nachhaltigkeitsangaben gegen Branchenstandards und Wettbewerber verglichen werden, sind ebenfalls eine unverzichtbare Technik zur Bewertung und Verbesserung Ihrer ESG-Leistung. Auch wenn es derzeit an einheitlichen Standards mangelt, bieten Frameworks wie die Global Reporting Initiative (GRIund das Sustainability Accounting Standards Board (SASB) wertvolle Orientierungshilfen. Diese Standards definieren spezifische Kennzahlen und Offenlegungsanforderungen, die Ihnen helfen, Ihre Nachhaltigkeitsberichte konsistent und vergleichbar zu gestalten. Nutzen Sie diese etablierten Frameworks, um Ihre ESG-Berichterstattung zu optimieren und die Glaubwürdigkeit Ihrer Nachhaltigkeitsangaben zu erhöhen. Viele führende Organisationen kombinieren beide Standards, um die Konsistenz und Vergleichbarkeit ihrer Berichte weiter zu verbessern. Nutzen Sie diese bewährten Ansätze, um sich im Wettbewerb zu behaupten und das Vertrauen Ihrer Stakeholder zu stärken.

Schließlich kann das Einholen von Feedback von relevanten Stakeholdern wie NGOs, Kunden und Mitarbeitern die Authentizität der Nachhaltigkeitsmaßnahmen eines Unternehmens bestätigen.

 

Neue europäische Standards für Nachhaltigkeitsberichterstattung

Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) wurden am 31. Juli 2023 von der Europäischen Kommission verabschiedet und sind ab dem Geschäftsjahr 2024 für Unternehmen, die der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) unterliegen, verpflichtend. Dies betrifft große börsennotierte Unternehmen, Banken und Versicherungsunternehmen sowie große börsennotierte Nicht-EU-Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten. Diese Unternehmen müssen ihre ersten Nachhaltigkeitsberichte 2025 veröffentlichen. Börsennotierte KMU und große nicht-europäische Unternehmen sind ab dem Geschäftsjahr 2026 bzw. 2028 berichtspflichtig.

Die ESRS zielen darauf ab, die Qualität und Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeitsberichterstattung in der EU zu verbessern und die Offenlegung von Informationen zu Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen zu standardisieren. Unternehmen müssen über ihre Auswirkungen auf Mensch und Umwelt sowie über finanzielle Risiken und Chancen berichten, die sich aus sozialen und ökologischen Fragen ergeben, was dem Prinzip der „doppelten Wesentlichkeit“ entspricht.

Die ESRS wurden in enger Abstimmung mit globalen Standards wie denen des International Sustainability Standards Board (ISSB) und der Global Reporting Initiative (GRI) entwickelt, um die Interoperabilität zu maximieren und Doppelberichterstattung zu vermeiden.

 

Regulierungsbehörden und bewährte Verfahren zur Vermeidung von Greenwashing

Die European Securities and Markets Authority (ESMA) hat eine zentrale Rolle bei der Überwachung der Einhaltung von ESG-Offenlegungen und der Verhinderung von Greenwashing in der EU. Sie entwickelt Richtlinien und Standards, um die Transparenz und Überprüfbarkeit von Nachhaltigkeitsangaben zu verbessern. Ein prominentes Beispiel ist die Einführung der EU Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR), die Finanzmarktteilnehmer verpflichtet, detaillierte Informationen über die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken offenzulegen. Diese Verordnung soll sicherstellen, dass Investoren klare und präzise Informationen erhalten, um fundierte Entscheidungen treffen zu können.

Nationale Aufsichtsbehörden, wie beispielsweise die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Deutschland, überwachen die Einhaltung der ESG-Vorgaben und ergreifen Maßnahmen gegen Unternehmen, die Greenwashing betreiben.

Um Greenwashing zu vermeiden, sollten Unternehmen klare, genaue und überprüfbare Informationen über ihre Nachhaltigkeitspraktiken veröffentlichen. Die Einhaltung anerkannter Standards wie den Green Bond Principles der International Capital Market Association (ICMA) oder dem Climate Bonds Standard ist entscheidend. Regelmäßige unabhängige Audits und Bewertungen der Nachhaltigkeitsangaben durch Dritte erhöhen die Glaubwürdigkeit. Die Schulung der Mitarbeiter in Bezug auf Nachhaltigkeit und die Bedeutung von ehrlichen und genauen Nachhaltigkeitsangaben ist ebenfalls wichtig. Schließlich sollte ein aktiver Dialog mit Stakeholdern geführt werden, um Feedback zu erhalten und die Transparenz zu erhöhen.

 

Haben Sie Fragen zu Greenwashing?

Möchten Sie sicherstellen, dass Ihr Unternehmen Greenwashing vermeidet und nachhaltige, glaubwürdige ESG-Strategien verfolgt? Unser umfassender Leitfaden bietet Ihnen die notwendigen Informationen und Best Practices, um Transparenz und Vertrauen bei Ihren Stakeholdern zu stärken. Von der Einhaltung gesetzlicher Anforderungen bis hin zur Implementierung effektiver Erkennungsmethoden – wir unterstützen Sie auf Ihrem Weg zu authentischer Nachhaltigkeit.

Kontaktieren Sie uns unter der Telefonnummer 04202 / 6 38 37 0 oder per E-Mail: info@rechtsanwaltkaufmann.de, um mehr darüber zu erfahren, wie wir Ihnen helfen können, Greenwashing zu vermeiden und nachhaltige Finanzprodukte erfolgreich zu vermarkten. Wir stehen Ihnen gerne zur Verfügung.

 

Dieser Artikel ist stark vereinfacht und dient lediglich zu Informationszwecken. Eine individuelle Beratung mit einem Rechtsanwalt ist zu empfehlen! 

 

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