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Bundesgerichtshof
Beschl. v. 11.10.2007, Az.: IX ZR 87/06

Durch Scheingeschäft erschlichene Vorsteuererstattungsbeträge als Berechtigung zum Ausschluss objektiver Benachteiligung übriger Insolvenzgläubiger im Falle eines Vollstreckungszugriffs bei Insolvenz; Anspruch des Gläubigers auf Sicherung bei Schädigung durch vorsätzliche unerlaubte Handlung des Schuldners in dessen Insolvenz; Vorrecht des Geschädigten im Insolvenzverfahren des Täters

Bibliographie

Gericht
BGH
Datum
11.10.2007
Aktenzeichen
IX ZR 87/06
Entscheidungsform
Beschluss
Referenz
WKRS 2007, 40546
Entscheidungsname
[keine Angabe]
ECLI
[keine Angabe]

Verfahrensgang

vorgehend
LG Paderborn - 25.08.2005 - AZ: 4 O 282/05
OLG Hamm - 14.03.2006 - AZ: 27 U 169/05

Fundstellen

  • BB 2007, 2590-2591 (Volltext mit amtl. LS)
  • BFH/NV (Beilage) 2008, 170 (red. u. amtl. Leitsatz)
  • BGHReport 2008, 151-152
  • DB 2007, 2532 (Volltext mit amtl. LS)
  • DZWIR 2008, 83 (Volltext mit amtl. LS)
  • GuT 2007, 405-406
  • HFR 2008, 283 (Volltext mit amtl. LS)
  • JZ Information 2007, 622 (amtl. Leitsatz)
  • MDR 2008, 106 (Volltext mit amtl. LS)
  • NJW 2007, X Heft 48 (amtl. Leitsatz)
  • NJW-RR 2008, 68-69 (Volltext mit amtl. LS)
  • NWB 2007, 4154-4155 (Kurzinformation)
  • NZI 2007, 721 (Volltext mit amtl. LS)
  • NZI 2008, 23-24
  • NZI 2008, 25
  • PStR 2008, 108
  • StuB 2008, 118
  • WM 2007, 2158-2159 (Volltext mit amtl. LS)
  • WPg 2008, 88
  • WuB 2008, 143
  • ZIP 2007, A87 (Kurzinformation)
  • ZIP 2007, 2228-2229 (Volltext mit amtl. LS)
  • ZInsO 2007, 1223 (Volltext mit amtl. LS)

Der IX. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat
durch
den Vorsitzenden Richter Dr. Fischer,
die Richter Dr. Ganter, Prof. Dr. Gehrlein und Vill und
die Richterin Lohmann
am 11. Oktober 2007
beschlossen:

Tenor:

Die Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision in dem Urteil des 27. Zivilsenats des Oberlandesgerichts Hamm vom 14. März 2006 wird auf Kosten des beklagten Landes zurückgewiesen.

Der Gegenstandswert wird auf 35.703,74 EUR festgesetzt.

Gründe

1

Die Nichtzulassungsbeschwerde ist statthaft und auch im Übrigen zulässig (§ 544 ZPO). Sie hat aber keinen Erfolg, weil die unter dem Gesichtspunkt der Grundsätzlichkeit zur Prüfung gestellten Rechtsfragen - und zwar in dem Sinne, wie in dem angefochtenen Urteil entschieden - geklärt sind.

2

1.

Das beklagte Land hat an den von der Schuldnerin durch strafbare (§ 370a AO) Scheingeschäfte erschlichenen Vorsteuererstattungsbeträgen keine Berechtigung erlangt, die im Falle eines Vollstreckungszugriffs eine objektive Benachteiligung der übrigen Insolvenzgläubiger ausschließt. Wer durch eine vorsätzliche unerlaubte Handlung des Schuldners geschädigt wurde, hat aus diesem Grund in dessen Insolvenz keinen Anspruch auf Sicherung (BGHZ 149, 100, 106 f [BGH 25.10.2001 - IX ZR 17/01]; BGH, Urt. v. 3. März 1959 - VIII ZR 176/58, WM 1959, 470 f). Abweichendes ist nicht aus § 261 StGB herzuleiten, weil diese Bestimmung ebenso wie sonstige Strafvorschriften dem Geschädigten im Insolvenzverfahren des Täters kein Vorrecht gewährt (BGH, Urt. v. 3. März 1959 aaO).

3

2.

Es entspricht der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs, dass eine während der "kritischen" Zeit im Wege der Zwangsvollstreckung erlangte Sicherung oder Befriedigung auch dann als inkongruent anzusehen ist, wenn die Vollstreckung auf einer spezialgesetzlichen Ermächtigungsgrundlage der Finanzbehörden beruht (BGHZ 157, 350, 351, 353) [BGH 22.01.2004 - IX ZR 39/03].

4

3.

Die Krankenkassen sind als Einzugsstellen von Gesamtsozialversicherungsbeiträgen auch insoweit Anfechtungsgegner, als Beiträge im Innenverhältnis an andere Versicherungsträger auszukehren sind (vgl. BGH, Urt. v. 12. Februar 2004 - IX ZR 70/03, ZIP 2004, 862; BGH, Urt. v. 21. Oktober 2004 - IX ZR 71/02, ZIP 2005, 38 f). Diese Rechtsprechung ist ohne weiteres auf den hier gegebenen Fall der Erhebung von Steuern übertragbar, die von der einziehenden Stelle an einen anderen Rechtsträger abzuführen sind.

Fischer
Ganter
Gehrlein
Vill
Lohmann