Keine Täuschungsgefahr durch die Bezeichnung Winzerschorle

01.10.2013 276 Mal gelesen Autor: Dr. Heinz Sonnauer
Eine von einer Weinkellerei nicht aus eigenen Trauben bzw. aus eigenem Wein hergestellte Weißweinschorle darf als Winzerschorle bezeichnet werden.

Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt Rhein­land-Pfalz hat in dem von un­se­rer Kanz­lei klä­ger­seits ge­führ­ten Ver­fa­hren mit sei­ner Ent­schei­dung vom 11.9.2013 (AZ: 8 A 10219/13.OGV) zu­tref­fend ge­ur­teilt, dass die Be­zeich­nung "Win­zer­schor­le" für ei­ne Weiß­wein­schor­le, die von ei­ner Wein­kel­le­rei aus zu­ge­kauf­tem Wein her­ge­stellt wird, kei­ne Ge­fahr der Ver­brau­che­rir­re­füh­rung be­grün­det. Die gleich­lau­ten­de, erst­ins­tanzliche Ent­schei­dung des VG Ko­blenz wur­de da­mit voll­in­halt­lich be­stä­tigt.

Die wein­recht­li­che Auf­sichts­be­hör­de hat­te die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass durch die Be­zeich­nung "Win­zer­schor­le" beim Ver­brau­cher der fal­sche Ein­druck er­weckt wer­de, es hand­le sich um ein in ei­nem Wein­gut her­ge­stell­tes Er­zeug­nis, was je­doch nicht der Fall sei, wo­duch ei­ne Ir­re­füh­rung des Ver­brau­chers be­grün­det wer­de. Der das Pro­duk­te ver­trei­ben­den Su­per­markt­ket­te wur­de der Ab­ver­kauf des Pro­dukts un­ter­sagt. Zu Un­recht, wie die Ober­ver­wal­tungs­rich­ter ent­schie­den.

 Zu­tref­fend wird in der Ent­schei­dung des OVG Rhein­land-Pfalz herausgearbeitet, dass, an­ders als die Auf­sichts­be­hör­de ur­sprüng­lich ar­gu­men­tier­te, das streit­ge­genständliche Pro­dukt als nicht aro­ma­ti­sier­tes, wein­hal­tiges Ge­tränk nicht von Art. 57 VO (EG) Nr. 607/2009 er­fasst wer­de, wo­nach der Be­griff "Win­zer" Wei­nen mit ge­schütz­ter Ur­sprungs­be­zeich­nung oder geo­gra­phi­scher An­ga­be vor­be­hal­ten ist, so­fern der Wein aus­schließ­lich aus Trau­ben ge­won­nen wur­de, die von Reb­flä­chen die­ses Be­trie­bes stam­men und die Wein­be­rei­tung voll­stän­dig in die­sem Be­trieb er­folgt ist. Am Maßs­tab des ein­schlä­gi­gen § 25 Abs. 1 WeinG ge­mes­sen las­se sich auch kei­ne Ir­re­füh­rung des Ver­brau­chers fest­stel­len, da der Wort­be­standteil "Win­zer" in dem Wort "Win­zer­schor­le" beim Ver­brau­cher nicht die Vor­stel­lung we­cke, dass es sich um das Er­zeug­nis ei­nes Win­zer hand­le. Als Win­zer wer­de vom Ver­brau­cher der Her­stel­ler von Wein, nicht aber der Her­stel­ler ei­ner Wein­schor­le ver­stan­den. Eben­so­ we­nig wer­de durch die Ver­wen­dung des Be­grif­fes "Win­zer" dem Ver­brau­cher ei­ne nicht ge­ge­be­ne, be­son­de­re Qua­li­tät des be­tref­fen­den Pro­duk­tes sug­ge­riert.

Die Rich­ter sa­hen im kon­kre­ten Fall die Täu­schungs­ge­fahr nicht zu­letzt auch un­ter dem Ge­sichts­punkt als re­du­ziert an, dass die An­ga­be "Win­zer­schor­le" als Mar­ke ver­wen­det wird; durch­aus ei­n be­mer­kens­wer­tes, wenn auch nicht ver­all­ge­mei­ne­rungs­fä­hi­ges Ar­gu­ment.