Marketing Terminal GmbH Pleite – Totalverlust für Tausende Anleger?

Marketing Terminal GmbH Pleite – Totalverlust für Tausende Anleger?
17.10.2014809 Mal gelesen
Staatsanwaltschaft & vorläufiger Insolvenzverwalter aktiv

Gegenstand des Unternehmens waren nach eigenen Worten Premium Werbe- und Informationsdienste, die Erstellung und Durchführung von Onlinewerbekampagnen, Erstellung und Hosting von Homepages und Onlineshops sowie Vertrieb digitaler Dienste und Kundenbindungssysteme. Geschäftsführerin war Frau Nicole Müller, geb. 27.05.1991. Die per Gesellschaftsvertrag vom 9.07.2013 in Weitnau gegründete Firma gehört jeweils zu 50% Meik Frankenhauser und Ralf Schwärzler. Beide besitzen auch noch die Allgäu Consulting Betriebe in Kempten und die Provisionsnetz Deutschland Vertriebs GmbH in München, deren Geschäftsführerin ebenso Frau N. Müller ist.

Versprochen wurden in 3 Monaten 100% Rendite. Das Konzept sah vor, dass durch google Werbung Geld verdient werden soll. Der Schaden soll ca. 40 Mio. Euro betragen. Kunden konnten für mehrere Hundert Euro Marketing-Pakete kaufen und mussten in Folge neue Mitglieder anwerben. Tatsächlich waren diese Pakete "Alibiprodukte" für ein Schneeballsystem. In der Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West heißt es:

Zitat
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Betrügerisches Schneeballsystem mit vielen Geschädigten geplatzt
KEMPTEN. Etliche tausend Investoren sind Opfer eines Schneeballsystems geworden, bei dem angeblich über Internetwerbung in kürzester Zeit hohe Gewinne erzielt werden sollten.
Durch den im Oberallgäu wohnhaften 45-jährigen Tatverdächtigen war 2013 eine augenscheinlich auf "Affiliate-Marketing" spezialisierte Firma mit angeblichem Sitz in München gegründet worden. Die Firma gab dabei vor, dass Investoren durch Provisionen aus Online Werbung hohe Gewinne erzielen könnten. Entgegen der Werbeversprechen der Firma, die ihren tatsächlichen Sitz in Kempten hatte, besteht nach bisherigen Ermittlungen der Verdacht, dass die angeblichen Gewinne, die in der Anfangsphase auch an die Investoren ausgezahlt wurden, primär nicht aus Werbeumsätzen sondern im wesentlichen aus den Investitionen der neugewonnenen Anleger stammen. Im Sommer 2014 konnte das System nicht mehr aufrechterhalten werden. Derzeit ist davon auszugehen, dass mehrere tausend Personen durch diese Betrugsmasche getäuscht wurden. Nach bisherigen Ermittlungen wurde von den Geschädigten ein zweistelliger Millionenbetrag in dieses Geschäftsmodell investiert. Dabei leisteten einzelne Personen Zahlungen von bis zu 250.000 Euro.

Der 45-Jährige Tatverdächtige, der sich bereits zeitweise ins Ausland abgesetzt hatte, wurde am 07.10. aufgrund eines von der Staatsanwaltschaft erwirkten Haftbefehls festgenommen und dem Haftrichter vorgeführt, der die Untersuchungshaft anordnete. Die Ermittlungen der Kripo Kempten richten sich zudem gegen einen 44-jährigen Mann sowie eine 23-jährige Frau, die an den Taten beteiligt gewesen sein sollen. Im Rahmen der Ermittlungen wurden sechs Gewerbe- bzw. Privatobjekte durchsucht und umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. Die auf den Firmen- bzw. Privatkonto des Mannes vorhandenen Summen wurden von der Polizei eingefroren.

Im Rahmen der laufenden Ermittlungen werden die sichergestellten Beweismittel ausgewertet und die sich aus der sichergestellten Datenbank der Firma ergebenden Geschädigten in den kommenden Wochen schriftlich angehört.
Wichtiger Hinweis der Polizei für Geschädigte
Um in diesem Verfahren mit außergewöhnlich vielen Geschädigten die weiteren Ermittlungen geordnet ablaufen zu lassen, werden die Geschädigten gebeten von einer Eigeninitiativen Anzeige bei der jeweils örtlichen Polizei/Anfragen bei der Kripo Kempten abzusehen.
(PP Schwaben Süd/West, STA Augsburg, 09:55 Uhr, OwC)
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Vorläufiges Insolvenzverfahren eröffnet
Über den Antrag die Marketing Terminal GmbH, Maximilianstraße 13, 80539 München, vertreten durch die Geschäftsführerin Müller Nicole Registergericht Amtsgericht München erging der Beschluss, dass zur Sicherung des Schuldnervermögens vor nachteiligen Veränderungen am 15.10.2014 um 06:00 Uhr die vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet und zum vorläufigen Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Ulrich Cramer, Heiliggeiststraße 7 8, 80331 München bestellt wird.

Folgen & Angebot
Insolvenzrechtliche Forderungen sind zwar richtig und rechtzeitig anzumelden, intellektuell anspruchsvoll ist dies jedoch nicht. Jeder Anleger weis in der Regel selbst, wieviel er verloren hat.

Es reicht eine Postkarte an den späteren Insolvenzverwalter mit dem Spruch "Ich will meine € xy zurück, weil ich betrogen wurde.", wenn er nicht schon selbst die Anleger mit einem vorformuliertem Fragebogen (Wieviel wollen Sie denn?) mit umfangreichen Hinweisen & Belehrungen anschreibt.

Ob der spätere Insolvenzverwalter dann von Betrug ausgeht, hängt vom (Zwischen-)Ergebnis des Strafverfahrens ab. Anwaltliche Hilfe ist erst dann nötig, falls Forderungen nachrangig bedient werden sollen.

Nach Hausdurchsuchungen und vorläufigen Festnahmen ist davon auszugehen, dass die Staatsanwaltschaft ihr Vorsprungswissen ausnutzt und verfügbares Vermögen für die Anleger arrestiert (§§111d ff. StPO). Gleiches wird der vorläufige Insolvenzverwalter mit dem Vermögen der künftigen Insolvenzschuldnerin tun.

Umfang und Chancen für den einzelnen Anleger ergeben sich erst nach Akteneinsicht in die Ermittlungsakte. Diese wird Anlegeranwälten erst dann gewährt, wenn hierdurch das Ermittlungsziel nicht mehr gefährdet wird (§406e StPO).

Ob und um was ein Wettlauf der Anleger außerhalb des zu erwartenden Insolvenzverfahrens nötig ist, wird sich zeigen.

Mehr Informationen

www.rechtsanwalt-reime.de

Als Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht vertritt Herr Rechtsanwalt Jens Reime Mandanten aus dem gesamten Bundesgebiet an allen Amts-, Land- und Oberlandesgerichten sowie Kammergerichten. Als Mandant profitieren Sie von seinen vertieften fachspezifischen Kenntnissen auf dem Gebiet des Bank- und Kapitalmarktrechtes sowie des Versicherungsrechtes, welche individuell und effizient mittels schneller und moderner Kommunikationsmittel umgesetzt werden.

Rechtsanwalt Jens Reime
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