Viele Gutachten vor dem Familiengericht weisen laut neuer Studie gravierende Mängel auf - mit fatalen Folgen für Kinder und Eltern!

Viele Gutachten vor dem Familiengericht weisen laut neuer Studie gravierende Mängel auf - mit fatalen Folgen für Kinder und Eltern!
11.09.2015378 Mal gelesen
Stellen Sie sich vor, Sie sind vom Partner getrennt. Stellen Sie sich nun vor, dass Sie aufgrund eines familiengerichtlichen Gutachtens keinen Umgang mehr mit Ihren Kindern haben dürfen - gibt`s nicht? Tja ...

Das Gutachten an Familiengerichten oft gravierende Mängel  aufweisen überrascht wenige Kollegen und Kolleginnen. Das dies nun aber so systematisch nachgewiesen wurde und so häufig vorkommt, ist schockierend, selbst für uns "Fachleute".   Die Folgen eines falschen Gutachtens können familiärer Dynamit sein - mit jahrelangen psychischen Folgeerscheinungen, Bindungsängsten, pp. für die betroffenen Kinder, aber auch für die jeweiligen Elternteile.  In einer Studie der Fernuni Hagen wurden Gutachten von ausgewählten Gerichten untersucht. Diese Erhebung  zeigte:

über 50 Prozent der untersuchten  Gutachten weisen gravierende Mängel auf!

Sie werden sagen, da können wir ja eher würfeln - und Recht hätte man wohl. Denn so ist es nahezu dem Zufall überlassen, ob man ein gutes -genauer: weitgehend korrektes- Gutachten bekommt, oder ein "schlechtes". Wenn man bedenkt, welche Schicksale mit einem Gutachten verknüpft sind, dann ist das Untersuchungsergebnis eine Katastrophe mit gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen, denn diese Gutachten sind die wichtigste Grundlage für die richterliche Entscheidung (Sorge- und Umgangsrecht). Wenn ein Gutachten wegen Qualitätsmängeln zu einem falschen Ergebnis kommt, könnte auch ein Richter eine falsche Entscheidung treffen. Das wird in der Praxis sogar meist der Fall sein, da die Richter sich meist auf die Fachexpertise verlassen, ja verlassen müssen. Manchmal reicht gesunder, kritischer Menschenverstand des/ der Richtes/ Richterin  eben nicht:

gebe ich die Kinder wirklich in ein Heim (§ 1666 BGB), oder aber lasse ich sie bei der destruktiven Mutter/  Vater -  was ist das kleinere Übel? 

Dies sind extrem wichtige Entscheidungen. Unter dieser überbordenden Verantwortung dürfte der/ die ein oder Richter/ in froh sein, dass ein sog. Experte im Spiel ist. Natürlich. Das ist menschlich. Nach der Studie kann auch der Richterbund Fehlentscheidungen an Familiengerichten nicht mehr ausschließen, wie sollte man das auch?- Es wird eingeräumt, dass "eine Vielzahl von Fehlern nicht erkannt" wurden.

Der Verfasser fragt sich ernsthaft, ob man dieses Problem nicht deutlich früher erkennen und dann minimieren konnte?

RA Sagsöz, Fachanwalt Familienrecht / Bonn

bonn-rechtsanwalt.de